Heute ist Tag der Umwelt. In Erinnerung an die Eröffnung der Konferenz der Vereinten Nationen zum Schutz der Umwelt am 5. Juni 1972 in Stockholm.
Das deutsche Motto für 2021 ist
„Nein zu Wegwerf-Plastik – ja zu Mehrweg!“.
Und bevor man jetzt mal wieder dazu aufruft, die Plastiktüte beim Einkaufen zuhause zu lassen und einen Jutebeutel zu benutzen, würde ich gern lieber mal drei Punkte aufschreiben, die vielleicht interessant sind:
1. Produzenten-Verantwortung statt Konsum-Scham
So richtig es ist, sein Konsumverhalten zu hinterfragen, so sehr verstecken sich die großen Unternehmen hinter Lifestyle-Trends wie Gemüse-Beutel und Unverpackt-Läden, die zwar ganz nett sind, das Problem in seiner Größe aber nicht mal annähernd erfassen.
55 Prozent der Polymere, aus denen Plastik hergestellt wird, werden von 20 Unternehmen produziert. Und die 10 größten Unternehmen, die daraus wiederum Verpackungen produzieren (Top 3: Coca-Cola, Pepsi Co und Nestle), sind alle entweder in den USA oder in der EU beheimatet. Zeit, diese stärker in den Blick zu nehmen, statt sich im Konsum-Klein-Klein zu verlieren. [1] [2]
2. Prokopf-Verbrauch senken – Häufigste Einweg-Produkte verbieten
Der Prokopf-Verbrauch von Plastikverpackungen liegt in Deutschland bei knapp 40 kg. Damit hat sich der Verbrauch seit 1995 verdoppelt. [3] Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Lebensmittel werden in kleineren Portionen verkauft, weil es mehr Singlehaushalte gibt. Es gibt mehr „Außer-Haus-Verzehr“ und mehr Versandhandel. Auch die Einführung des Pfands auf Getränke-Einweggebinde hat dazu geführt, dass mehr Plastikmüll produziert wurde.
Als ein Ansatzpunkt dagegen verbieten die EU-Länder ab dem 01. Juli 2021 die häufigsten Einweg-Produkte aus Plastik, für die schon jetzt Alternativen verfügbar sind. [4] Dies sind zum Beispiel:
Plastikbesteck (Gabeln, Messer, Löffel und Essstäbchen)
Plastikgeschirr (Teller, Schalen)
Trinkhalme aus Plastik (viele nennen sie „Strohhalme“)
Verpackungen für warme Speisen und Getränke aus Styropor (Polystyrol)
Wattestäbchen aus Plastik
3. Recycling zu einem lohnenden Geschäft machen – Müllexporte stoppen
Der Export von Plastikmüll aus Deutschland geht seit 2016 deutlich zurück. Waren es 2016 noch fast 1,5 Mio. Tonnen, waren es 2020 „nur“ noch 1 Mio. Tonnen. [5] Ein Rückgang von einem Drittel. Immerhin!
Ein wichtiger Punkt für einen weiteren Rückgang wird die Verschärfung der Basler Konvention sein. Verschmutztes und nicht mehr recycling-fähiges Plastik darf seit Anfang 2021 nicht mehr exportiert werden, für sauberes, sortiertes und leicht wiederverwertbares Plastik wurden die Dokumentationspflichten deutlich erhöht. [6]
Jedoch ist das Recycling immer noch teuerer als der Einsatz von neuem Plastik, so dass hier die Recyclingquoten dringend angezogen werden müssen. Der Markt regelt hier leider nix von selbst…
P.S.: Übrigens, die Diskussion um die Plastiktüte ist zwar ganz nett, der größte Eintragsweg von Mikroplastik in deutsche Gewässer ist allerdings der Reifenabrieb. Dazu habe ich letztens etwas aufgeschrieben. [7]
[1] https://www.breakfreefromplastic.org/wp-content/uploads/2020/12/BFFP-2020-Brand-Audit-Report.pdf
[2] https://www.greenpeace.org/luxembourg/de/presseerklaerungen/10157/coca-cola-pepsico-und-nestle-sind-im-dritten-jahr-in-folge-spitzenreiter-im-verursachen-von-plastikmull/
[3] https://de-statista-com.ezproxy.fh-muenster.de/statistik/daten/studie/914363/umfrage/kunststoffverpackungen-verbrauch-pro-person-in-deutschland/
[4] https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/gesetzliche-regeln-wie-deutschland-einwegplastik-verbannen-will-7022
[5] https://de-statista-com.ezproxy.fh-muenster.de/statistik/daten/studie/994470/umfrage/exportmenge-von-kunststoffabfaellen-aus-deutschland-weltweit/
[6] https://www.bmu.de/pressemitteilung/europaeische-union-beschraenkt-export-von-plastikmuell/
[7] https://www.facebook.com/KnickmeierKlimaschutzKonkret/posts/135289368197399